Hobbyradsportler des RC Vilsbiburg bewältigen die sog. Haute Route
Nach umfangreicher Planung und harten Trainingskilometern machte sich eine 9-köpfige Gruppe von Hobbyradlern des RC Vilsbiburg Ende Juli auf den Weg, um die Alpen von der idyllischen Schweizer Kantonshauptstadt Glarus bis nach Nizza in 8 Etappen zu durchqueren. Diese unter Radsportlern als „Haute Route“ bekannte Fernfahrt hat eine Länge von ca. 900 Kilometer. Dabei sind etwa 16.000 Höhenmeter mit dem Fahrrad zu bewältigen. Nach einer 5-stündigen Anfahrt mit dem Begleitbus nach Glarus stand gleich am ersten Tag der 1948m hohe Klausenpass an. Bereits an diesem „Einrolltag“ bewahrheiteten sich die schlechten Prognosen der Wetterdienste. Während die Auffahrt zur Passhöhe bei zeitweise leichtem Nieselregen noch kein Problem darstellte, vermittelte die Abfahrt von der nebelverhangenen Passhöhe bei Temperaturen um 5 Grad Celsius einen ersten Eindruck von den kommenden Tagen. Am nächsten Tag sollte es dann von Altdorf am Vierwaldstädter See über die Pässe Susten (2224m) und Grimsel (2165m) nach Brig im Kanton Wallis gehen. Starker Regen bei knapp unter 10 Grad Celsius am Ufer des Vierwaldstädter Sees ließen jedoch Befürchtungen aufkommen, dass auf beiden Pässen mit Schnee zu rechnen sei, weshalb die Gruppe beschloss, mit dem Bus nach Brig zu starten, um in der Hoffnung eines besseren Wetters von dort aus eine Tagestour zu unternehmen. Die ursprünglichen Befürchtungen bewahrheiteten sich schließlich auf der Busfahrt über den Grimselpass, als auf der Passhöhe bei Schneeregen Temperaturen von knapp über dem Gefrierpunkt herrschten.
Als Entschädigung für die beiden traumhaften Zentralschweizer Pässe Susten und Grimsel radelten die nach wie vor hoch motivierten 9 Akteure von Brig aus zum ca. 1800m hoch gelegenen Zermatt. Leider gaben die Wolken dort nicht das weltberühmte Panorama des Matterhorns frei. Gleichwohl war die Szenerie dieses weltberühmten Ski- und Bergsteigerortes mit Touristen aus aller Welt beeindruckend. Am darauf folgenden Tag stand die ca. 160 Kilometer lange Etappe von Brig nach Aosta/Italien über den Großen St. Bernhard (2473m) auf dem Programm. Zwar lächelte bereits beim Start die Sonne, jedoch waren die Temperaturen alles andere als sommerlich. Hinzukam ein orkanartiger Gegenwind im Tal der Rhône, der den Fahrern auf ihrem Weg zur Mittagspause in das 90 km entfernte Martigny alles abverlangte. Angeschlagen machte sich die Gruppe nach einer kurzen Stärkung auf den ca. 40 Kilometer langen Weg zum Gipfel des Großen St. Bernhard, der die Fahrer auf der Passhöhe mit einem eisigen Schneewind empfing. Gottlob war die anschließende Abfahrt von der Passhöhe nach Aosta nur im oberen Teil empfindlich kalt, so dass man die letzen Kilometer bei Sonne und südlicher Wärme genießen konnte. Die nächste 110 Kilometer lange Etappe von Aosta nach Val d’Isère in den Savoyer Alpen begann bei bestem Wetter und einem grandiosen Ausblick auf die Alpenriesen Montblanc, Grande Jorasse und Droite, die sich kurz vor der Auffahrt zum ersten Scharfrichter der Tages, dem Kleinen St. Bernhard (2188m), am Ende des Aostatales vor den Fahrern auftürmten. Auf dem Gipfel des Kleinen St. Bernhard war es mit der sommerlichen Wärme jedoch wieder vorbei, so dass erneut Winter- und Regenkleidung für die Abfahrt nach Bourg St. Maurice benötigt wurden. Diese Kälte begleitete die Fahrer auch noch bis zum ca. 1800m hoch gelegenen Etappenziel nach Val d’Isère. Entgegen den schlimmsten Befürchtungen schien am nächsten Tag die Sonne, die bei der Überfahrt über den Col d’Iseran mit 2764m Seehöhe dringend benötigt wurde. Bei relativ angenehmen Temperaturen wurde die 60 Kilometer lange Abfahrt mit einem kurzen Zwischenanstieg in Angriff genommen, so dass jeder Fahrer erholt sein Bier im Etappenziel in St. Michel de Maurienne genießen konnte. Am nächsten Tag stand dann die „Königsetappe“ mit ca. 150 Kilometern und 3500 Höhenmetern über den Col du Galibier (2645m) und den Col d’Izoard (2360m) auf dem Programm, die auch bei der diesjährigen Tour de France bewältigt wurden. Bereits am Start herrschte regnerisches Wetter, so dass erneut mit eisigen Temperaturen am Galibier zu rechnen war. 5 Kilometer unterhalb der Passhöhe setzte heftiger Regen ein, so dass die Fahrer bereits leicht angeschlagen den Gipfel des Galibier erreichten.
(Die Gruppe am Denkmal des Gründers der Tour de France, Henri Desgrange, am Col du Galibier)
Bei der Mittagspause kurz vor Briançon entschloss man sich in Anbetracht des starken Regens und der zu erwartenden niedrigen Temperaturen am Izoard, die Fahrt zum Etappenziel nach Guillestre mit dem Bus fortzusetzen. Von dort ging es am nächsten Tag kurz nach dem Start auf den Col du Vars (2109m), wo glücklicherweise wieder angenehme Temperaturen für die Abfahrt nach Jaussiers herrschten. Nach Jaussiers folgte der letzte Höhepunkt der Pässetour, nämlich der der höchste Pass der Alpen, der Col de Restefond la Bonette mit 2802m Seehöhe. Leider zeigte sich der Wettergott auf den letzten Kilometern hinauf zur Cime la Bonette erneut unversöhnlich. Einsetzender Hagel machte den Fahrern nicht nur auf den letzten 3 Kilometern zum Gipfel schwer zu schaffen. Auch die unter sommerlichen Bedingungen an Schönheit kaum überbietbare 90km lange Abfahrt nach Nizza bot alles andere als den erhofften genussvollen Abschluss einer superharten Radfernfahrt, an der auch der Behindertensportler des Vereins, Erich Winkler, mit großem Einsatz und Kampfgeist teilnahm. Erst bei der letzten Etappe, der sog. Tour d’Honneur, in den Bergen rund um Nizza und Monte Carlo, zeigte sich die Sonne des Mittelmeers von ihrer schönsten Seite, gab unvergessliche Ausblicke auf die Côte d’Azur frei und bereitete einen versöhnlichen Abschluss.